Der Einbruch der Rassenhygiene in die Medizin

Auswirkung rassehygienischen Denkens auf Denkkollektive und medizinische Fachgebiete von 1918 bis 1934

Hrsg.: Jürgen Peter
24,00 €
  • Verlag: Mabuse
  • Umfang: 240 Seiten
  • Erscheinungsjahr: 2004
  • Bestellnummer: 01133
  • ISBN: 9783935964333
  • lieferbar
Der Beginn des 20. Jahrhunderts ist durch die Ausprägung neuer, paradigmatischer Leitideologien der Medizin bestimmt. Ein häufiges Argument in der neueren Medizingeschichtsschreibung ist die These, dass die neue Leitideologie der Rassenhygiene spätestens seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten Schritt für Schritt in nahezu alle medizinischen Disziplinen eindringen sollte, um diese nach Möglichkeit für sich nutzbar zu machen, ohne dass bislang der Versuch unternommen worden ist, dieser Frage disziplinvergleichend nachzugehen.
In dieser Studie werden Einbruch und Durchsetzung der Rassenhygiene in wichtigen klinischen Disziplinen vom Ende des Ersten Weltkrieges bis zur Etablierung der NS-Herrschaft untersucht. In einem weiteren Abschnitt wird die Psychiatrie als politisches Instrument der Gegenrevolution 1918/1919 dargestellt. Auch hier kann gezeigt werden, welche Rezeptionskarriere der Rassenhygiene im Gewande der Entartungsdebatte, in der psychiatrischen Medikalisierung und Diffamierung politisch Andersdenkender und schließlich auf dem Gebiet der Forensischen Psychiatrie beschieden war.

"Das Buch ist nicht nur im historischen Kontext interessant. Die behandelte Thematik ist nach wie vor aktuell: Inwieweit trägt die medizinische Wissenschaft auch heute dazu bei, Standards zu setzen, welche Form von Leben 'unzumutbar' ist und welche nicht?" (GID Nr. 156, August/September 2004)

"Die große Stärke dieser Untersuchung liegt darin, dass es Peter gelungen ist, trotz der Unterschiedlichkeit der einzelnen wissenschaftlichen Felder darzustellen, mit welcher Zwangsläufigkeit sich ein auf populären Konzepten und vorwissenschaftlichen Präideen beruhender Denkstil in eine seriöse Wissenschaft verwandelte und in nahezu allen Gebieten der Medizin theoretische wie moralische Grundüberzeugungen prägte."
(Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 2/2005)

"Es wird aufgezeigt, welche Elemente dieses Denkens im Gewande einer 'Entartungsdebatte' in der psychiatrischen Medikalisierung, Diskreditierung und Diffamierung politisch Andersdenkender bis hin zur Forensischen Psychiatrie beschieden war. Jürgen Peter ist ein ausgewiesener Kenner dieses Stoffgebietes, (...) Das Buch, ein wichtiger Beitrag zum Verständnis rassenhygienischen Denkens und dessen Eingang in die Medizin."
(Hessisches Ärzteblatt, Heft 12, Dezember 2004, Dr. med. Siegmund Drexler)

"In dit zeer uitgebreid gedocumenteerde boek maakt Peter inzichtelijk hoe diep de wortels van de Rassenhygiene in de medische wetenschappen reikten en een weerspiegeling vormden van de tijdsgeest in de periode tussen de twee wereldoorlogen. Waartoe een dergelijk Paradigma nationaal-socialistische politici legitimering na 1933 verschafte, heeft de geschiedenis ons pijnlijk geleerd."
(Medische Anthropologie, 16 (2) 2004)

 
Jürgen Peter
Dr. Dr. Jürgen Peter war Privatdozent der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Nach dem Studium der Politologie, Geschichtswissenschaften, Pädagogik und Medizin Staatsexamen für Lehramt an Gymnasien, 1994/95 Promotion mit dem Thema "Historikerstreit" in Politikwissenschaft an der Universität Frankfurt am Main und mit einer Dissertation zur "Rassenhygiene" an der Medizinischen Fakultät Heidelberg. Habilitation mit einer Monografie zum "Nürnberger Ärzteprozess" an der Universität Frankfurt. Lehrberechtigung für Soziologie und historische Sozialpsychologie.
 
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